Am 26. August 2010 hat die 4. Preisverleihung stattgefunden. Ausgezeichnet wurden:
- Doris Klossner und Marie-Louise Jordi, Haus für Pflege Bern, für ihr Projekt: Welche Rahmenbedingungen ermöglichen einem Team, aussergewöhnliche Belastungssituationen zu bewältigen?
Laudatio:
Wirkung: Mit dieser Arbeit beschreiben die Autorinnen einerseits die Funktion „Dasein-Helfen“ in der Pflege (Benner 1994) sehr praxisnah und machen auch den Zusammenhang zwischen Führungs- und Pflegeauffassung deutlich: Professionelles Helfen ist Pflegenden möglich, wenn sie vonseiten der Führung professionelle Hilfe in der Problemlösung der Pflegesituationen und der Bewältigung der aussergewöhnlichen Belastungen erhalten, wenn ihnen selbst professionell geholfen wird.
Beurteilung: Das Projekt entspricht den Kriterien der Stiftung in hohem Masse, weil es differenziert aufzeigt, wie sich die Pflegequalität – und damit die Lebensqualität der Patienten - und das Arbeitsklima gegenseitig bedingen. Es regt dadurch an, die Pflege- und Führungsauffassung im eigenen Betrieb zu überprüfen. Das Projekt macht die Wichtigkeit der Kernkompetenz „Dasein-Helfen“ in der Pflege sichtbar und zeigt Wege auf, wie Motivation und Freude am Beruf erhalten und gefördert werden können: eine Aufgabe, die in den kommenden Jahren beim prognostizierten Mangel an qualifizierten Pflegekräften massiv an Bedeutung gewinnen muss.
- Christian Burr, Andréa Winter, Universitäre Psychiatrische Dienste (UPD) Bern für ihr Projekt: Ein Gruppenangebot von Betroffenen für Betroffene zur Unterstützung des eigenen Recovery-Prozesses auf einer allgemeinpsychiatrischen Aufnahmestation
Laudatio:
Wirkung: Das Projekt beschreibt konkret, wie im akutpsychiatrischen Alltag vom Pathogenese- zum Salutogenesemodell gewechselt werde kann. Die Anstellung einer Betroffenen als Expertin für die Gestaltung und Leitung der Gruppenaktivitäten schafft die Voraussetzungen für den Abbau des Gefälles zwischen Betroffenen und Professionellen. Der Beschrieb der Gruppenaktivitäten ist so gestaltet, dass er für Aussenstehende gut nachvollziehbar ist und anregt, das Konzept für den eigenen Betrieb zu adaptieren.
Beurteilung: Das Projekt ist sehr praxisbezogen und zukunftsweisend, da es die Selbstverantwortung und das eigene Gesundheitsverhalten der PatientInnen zum Ziel hat. Das Projekt hinterfragt damit auch die Rolle der Professionellen im Gesundheitswesen und regt an, diese grundsätzlich zu überdenken. Es zeigt, dass Betroffene grundsätzlich motiviert sind, ihren Beitrag an die Genesung bzw. Stabilisierung der Gesundheit zu leisten. Die Wirkung des Projektes wird jedoch erst in fernerer Zukunft einzuschätzen sein, da heute noch zu wenig Resultate vorliegen. Dafür wäre auch eine wissenschaftliche Begleitung anzustreben.